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Artenschutz & Bildung

Artenschutz

Man unterscheidet zwischen ex-situ-Artenschutz und in-situ-Artenschutz.

Ex-situ beschreibt hier alle Maßnahmen zum Erhalt einer Art außerhalb des natürlichen Lebensraumes, also z. B. im Zoo. Das betrifft in erster Linie die Teilnahme an Zuchtprogrammen bzw. die Koordination selbiger, aber auch die artenschutzbezogene Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit. Der Tierpark Chemnitz nimmt an rund 30 Programmen teil.

Alle Maßnahmen im eigentlichen Lebensraum einer Art, also vor Ort, bezeichnet man als in-situ-Artenschutz. Das sind z. B. Schutz-, Forschungs- und Auswilderungsprojekte. Auch hier sind die Zoos aktiv, in unterschiedlichem Maße je nach ihren Möglichkeiten. Der Tierpark Chemnitz beteiligt sich an Wiederauswilderungsprommen bei Wisent und Przewalskipferd und unterstützt mit Hilfe seines Fördervereines verschiedene Freilandprojekte, z. B. bezüglich des Prinz-Alfred-Hirsches.

 

Populationsmanagement

Die Zoos der Welt arbeiten eng zusammen. Durch Tiertransfers wird der Genaustausch zwischen den einzelnen Populationen der Arten gewährleistet, um die genetische Vielfalt zu wahren. Damit dies koordiniert und optimiert geschieht, gibt es für viele seltene und bedrohte Tierarten Populationsmanagement-Programme.

Das wichtigste ist das EEP (EAZA-ex-situ-Programm), welches im Rahmen des Europäischen Zoo- und Aquarienverbandes (EAZA) angesiedelt ist. Die KoordinatorInnen dieser Programme arbeiten alle in Mitgliedzoos der EAZA. Das Ziel eines EEPs ist es, gesunde und sich selbst erhaltende (also ohne Zugang von Tieren aus dem Freiland) Populationen mit gesunden Tieren zu haben und zu erhalten, und zwar innerhalb der EAZA aber auch darüber hinaus. Derzeit gibt es rund 400 solcher Programme.

Der Koordinator bzw. Zuchtbuchführer für eine bestimmte Tierart sammelt alle Daten aus den Zoos: wo Tiere geboren worden sind, welcher Zoo ein Tier abgeben möchte, wer eines sucht und auch, wenn ein Tier verstirbt. Er prüft die Verwandtschaftsverhältnisse der Tiere und gibt dann Empfehlungen, welches Tier wohin reisen soll, wer mit wem züchten soll und ob vielleicht ein Zoo nur eine nicht züchtende Gruppe hält. Die Zoos sind gehalten, diesen Empfehlungen zu folgen, damit das Programm funktioniert. Der Koordinator stellt langfristig einen Plan auf, wie sich das Programm entwickeln soll. Wird die Art in zu wenigen Zoos gehalten wird, versucht er, neue Halterzoos zu finden. Er ist Ansprechpartner für Fragen zur Biologie der Art und hält Kontakt zu Forschungs- und Schutzprojekten in Zoo und Freiland.

Wer dazu mehr wissen möchte, kann sich auf den Seiten der EAZA (englischsprachig) infomieren: www.eaza.net.

Durch diese Programme, deren Zahl jährlich zunimmt, konnte der Bestand vieler Arten in Menschenobhut gesichert und erhöht werden. Diese Tiere stellen auch eine Genreserve für eine potentielle Wiederansiedelung einer Art in ihrem ursprünglichen Lebensraum dar.

Der Tierpark Chemnitz beteiligt sich an 23 EEPs:

Amurtiger
Dschelada (ab 2023)
Karpatenluchs
Goldgelber Löwenaffe
Grauwolf
Grünwangenamazone
Hartmann-Bergzebra
Kulan
Lisztaffe
Manul
Persischer Leopard
Prinz-Alfred-Hirsch
Przewalski-Pferd
Somali-Wildesel
Springtamarin
Tieflandanoa
Tüpfelhyäene
Vietnamfasan
Vietnam-Sika
Westkaukasischer Steinbock
Wisent
Zwergflußpferd
Zwergseidenaffe

 

Darüberhinaus gibt es noch europäische und Internationale Zuchtbücher (ESB und ISB), in welchen auch Tierdaten verwaltet werden. Der ESB - Kooridnator gibt auf Anfrage der Zoos Transfer- und Zuchtempfehlungen heraus, ein ESB ist aber nicht so strikt wie ein EEP. Besteht Bedarf, kann ein ESB zu einem EEP aufgewertet werden.

Für viele Arten gibt es sowohl auf europäischer als auch auf internationaler Ebene ein Zuchtbuch.

Der Tierpark Chemnitz nimmt mit folgenden Arten an einem ESB teil:

Zweifinger-Faultier
Kubanische Schlankboa
Sonnenralle
Bartlett-Dolchstichtaube
Brasiltangare

 

 

Wiederansiedelung

Eine Wiederansiedelung bedeutet, dass eine einst in einem Gebiet lebende und inzwischen ausgestorbene (meist ausgerottete) Art wieder in den ursprünglichen Lebensraum gebracht und wieder ansässig wird. Das kann mit Tieren aus anderen natürlichen Lebensräumen der Art oder mit in Menschenobhut geborenen Tieren erfolgen.

Ein gutes Beispiel für eine erfolgreiche Wiederansiedelung ist die Reintegration des Przewalskipferdes in der Mongolei, die 1992 begonnen wurde. Inzwischen galoppieren wieder über 400 Urwildpferde durch die Steppe (für Interessierte: savethewildhorse.org). Auch der Tierpark Chemnitz hat sich an diesem Projekt beteiligt und Tiere zur Verfügung gestellt.

Auch Wisente wurden bereits erfolgreich ausgewildert. Ein Projekt ist in Aserbaidschan, im Shahdag Nationalpark im Großen Kaukasus, angesiedelt. Hier leben derzeit rund 40 Wisente, darunter auch drei Kühe, die 2016 und 2020 im Wildgatter Oberrabensetin in Chemnitz geboren wurden. Der Tierpark Berlin ist bei diesem Projekt, an dem sich mehrere deutsche und europäische Zoos mit Tieren beteiligen, federführend.